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Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Knappe Überholmanöver durch Kfz sind nicht nur ein erhebliches Unfallrisiko für Radfahrende, sondern einer der häufigsten Gründe, warum Menschen aus Angst gefährdet zu werden auf das Radfahren verzichten. Trotzdem fehlen Messdaten zu Überholabständen und das Problembewusstsein zu diesem Thema.

Projektziel ist die Schaffung einer aktuellen, wissenschaftlichen Datengrundlage zu Überholabständen in Vorarlberg. Diese Daten belegen objektiv und transparent, an welchen Straßenstellen wie knapp überholt wird. Damit können einerseits konkrete Gefahrenstellen identifiziert werden und die Daten schaffen Bewusstsein für einen sicheren Überholabstand.

Die Radlobby Vorarlberg fordert gemeinsam mit dem Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) folgende Maßnahmen in Vorarlberg:

Landesweite bewusstseinsbildende Kampagne „Abstand macht sicher“

Es ist wichtig, die geltenden Regeln den Verkehrsteilnehmern über möglichst viele Kanäle zur Kenntnis zu bringen: Dazu gehören temporäre, große Plakate, die direkt vor Ort auf die Thematik hinweisen. Zusätzlich muss dies über Fernseh-, Radio- und Zeitungsschaltungen, sowie Social Media und Beiträge in Fachmagazinen oder Infofolder erfolgen. Weiters können Busse mit entsprechenden Sujets beklebt, und Kiki-Plakate vertrieben werden.

Zudem sollte die Exekutive die Sensibilisierung der Kfz-Lenker unterstützen.

Verbesserung der Infrastruktur

Anhand der gemessenen Überholabstände muss die Infrastruktur durch Gemeinden und das Land Vorarlberg analysiert werden. Stellen, an denen laut Messungen besonders häufig zu knapp überholt wird, müssen entschärft werden (z.B.: durch bauliche Maßnahmen oder eine Senkung des Tempolimits für Kfz). Zudem müssen Radfahrstreifen und Mehrzweckstreifen Richtlinien-konform ausgeführt werden.

Der OpenBikeSensor ist nicht als fertiges Produkt erhältlich. Einen ganzen Arbeitstag investieren Ehrenamtliche allein in den Zusammenbau des Geräts aus über 40 Bauteilen. Technikaffine Radler:innen können sich austoben: die Aufgaben reichen vom Bestücken der Platine mit den elektronischen Bauteilen, Lötarbeiten, bis zum Crimpen und Konfigurieren der Kabel, dem 3D Druck der Gehäuseteile und der Konfiguration der Software.

Hier informieren wir über den Geräteverleih.

Bevor du deinen OpenBikeSensor zum ersten Mal verwendest, musst du einige Einstellungen (Lenkerbreite, API-Key vom Datenportal etc.) vornehmen. Nach dieser Konfiguration können die Messungen per Knopfdruck hochgeladen werden, vorausgesetzt das Gerät befindet sich in Reichweite des konfigurierten WLAN.

Die Grundkonfiguration ist hier in diesem Video einfach erklärt.

Von der Außenkante Fahrradlenker bis zur Autokarosserie. Jedes Messgerät wird bei der Einweisung entsprechend konfiguriert und an die Lenkerbreite angepasst.

ACHTUNG: Der tatsächliche Abstand zwischen Auto und Radfahrer ist oft deutlich geringer, da das Messgerät die Autokarosserie und nicht den Seitenspiegel erfasst. Bei einer durchschnittlichen Spiegelbreite von 20 cm gelten die sehr knappen Überholabstände damit als sehr gefährliche Situation für den Radfahrenden. Zusätzlich kann – je nach Fahrposition – der Ellenbogen des Radfahrers den Fahrradlenker überragen.

Unsere Auswertung für Vorarlberg wurde zu Gunsten der Autofahrer vorgenommen, da nicht zwischen innerorts und außerorts unterschieden wird. Das heißt: in Wirklichkeit halten deutlich weniger als 37 Prozent einen sicheren Überholabstand ein, da dieser außerorts bei 2 Metern liegt.

Die Motivation für dieses Projekt entstand daraus, dass wir selbst sehr viel mit dem Fahrrad unterwegs sind und immer wieder das Gefühl hatten, dass wir zu knapp überholt werden.

Da in Argumentationen für mehr Verkehrssicherheit der gefühlte Abstand nicht ernst genommen wird, haben wir nach einer Möglichkeit gesucht, um den Überholabstand zuverlässig messen und dokumentieren zu können.

Mittlerweile haben wir hunderte ehrenamtliche Arbeitsstunden in den Zusammenbau der Geräte, die 3D-Druck Entwicklung, das Verfassen von Texten, die Koordination von Bauteilbestellungen, die Einweisung der Geräte und in die Installation und den Betrieb des Datenportals investiert 🙂

Dabei möchten wir betonen, dass wir beide Seiten kennen, da wir auch selbst gelegentlich mit dem Auto unterwegs sind.

Knappe Überholmanöver sind für den Radfahrer nicht nur störend und beängstigend, sondern können sogar lebensgefährlich sein.

Ein Überholabstand ist dann als sicher einzuschätzen, wenn der Radfahrer dabei nicht gefährdet wird. Dabei ist wichtig, dass der Sicherheitsabstand ausreichend ist und unvorhergesehene Ereignisse toleriert. Dabei gibt es zahlreiche Gründe, warum beide Verkehrsteilnehmer – Radfahrer und Kfz-Lenker – ausweichende Lenkmanöver vornehmen müssen, die schnell zu einem Versatz von einem halben Meter führen, zum Beispiel:

  • Ausweichmanöver aufgrund parkender Autos (Dooring) rechts der Fahrbahn
  • Ausweichmanöver aufgrund von Hindernissen auf der Radspur wie parkende Autos, temporär platzierte Verkehrsschilder etc.
  • Seitliche Windböen
  • Unebener Fahrbahnrand oder Gulli-Deckel auf dem rechten Fahrbahnrand
  • Sogwirkung vorbeifahrender Autos und LKW
  • Ausweichmanöver der Kfz-Lenker (durch unvorhersehbare Ereignisse: Kinder, Tiere die plötzlich auf die Fahrbahn springen etc.)

Neben zahlreichen positiven Rückmeldungen haben wir mehrere Zuschriften erhalten, in welchen gefragt wird, ob wir die 30 km/h Ausnahme der StVO in unseren Messungen berücksichtigen.

Grundsätzlich halten wir fest: Wir messen den sicheren Überholabstand für Radfahrer, nicht die Einhaltung der StVO. Dies ist Aufgabe der Exekutive.

Zur Information: Laut StVO hat der Kfz-Lenker auch unter einer Geschwindigkeit von 30 km/h einen der Verkehrssicherheit entsprechenden Überholabstand einzuhalten. Geltende Lehrmeinung dazu in den Fahrschulen: 1 Meter plus 1 cm pro km/h. Bei Tempo 30 also 1,3 Meter.

Unsere Messungen fallen zu Gunsten der Autofahrer aus, denn bei jeder Messung fehlt die Spiegelbreite des Kfz, da der OpenBikeSensor den Abstand zur Karossiere und nicht zum Seitenspiegel misst. Das heißt: Bei einer Spiegelbreite von 20 cm sind 1,5 Meter gemessener Abstand in Wirklichkeit nur 1,3 Meter zum Radfahrer (Details siehe „Von wo bis wo misst das Gerät“?)

Für alle bis dato erfassten Überholvorgänge können wir festhalten, dass das Szenario, dass das Kfz mit max. 30 km/h überholt hat, sehr sehr selten ist.

In unsere Auswertung für einzelne Straßen in Vorarlberg kommt keine einzige Straße mit einem Tempolimit von 30 km/h vor. Wie die Statistik zeigt, halten sich fast 70 Prozent der Kfz-Lenker in einer 30 km/h Zone nicht an die gesetzlich vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit (Quelle: https://newsv2.orf.at/stories/2438761/2438649/).

Daher ist das Szenario, dass Autofahrer zum Überholen von Radfahrern auf unter 30 km/h abbremsen, schlicht und einfach unrealistisch.

Nach einer erfolgreichen Testphase haben wir Anfang 2022 als Radlobby Vorarlberg ein Citizen Science Projekt gestartet. Dabei werden nicht absichtlich bestimmte Strecken abgefahren, um Daten zu generieren. Stattdessen setzt das Projekt auf Citizen Science – die Beteiligung von Bürger:innen bei wissenschaftlichen Aktivitäten: das heißt Interessierte leihen das Messgerät aus und dokumentieren damit die Überholabstände auf ihren alltäglichen Wegen mit dem Fahrrad.

Im Gegensatz zu kontrollierten Labor- oder Simulationsstudien ermöglicht die Einbeziehung von Bürgern eine Erfassung der Überholabstände in der Praxis. Dadurch vergrößert sich der Datensatz erheblich, was zu einer höheren statistischen Signifikanz führt und somit besser auf reale Verkehrssituationen anwendbar ist.

Von anderen Verkehrsteilnehmer:innen werden keine Fahrzeug- oder Personendaten erfasst oder aufgezeichnet.

Die Streckendaten sind für andere Benutzer nicht sichtbar, außer man ändert selbst die Einstellung des Tracks im Portal (Option „Visibility“). Die Überholvorgänge (als farbige Punkte) dargestellt, sind öffentlich sichtbar. Aufgezeichnet werden während der Messfahrten die GPS-Daten und die per Knopfdruck bestätigten Überholvorgänge.